Aktualisiert am 09.03.2023.
Durch das im Januar 2023 geänderte Lizenzmodell für Oracle Java SE könnten die Lizenzkosten in Unternehmen nochmals deutlich ansteigen. Denn seitdem müssen Oracle Java Kunden für alle ihre Mitarbeiter ein Lizenzabonnement (Oracle JAVA SE Universal Subscription) erwerben.
Damit endet zugleich eine Ära, in der Java-Kunden – oft mit viel Aufwand und einer gewissen Unschärfe im Ergebnis - alle Clients und Core mit Java-Installationen zählen mussten, wollten sie richtig lizenziert sein.
Das neue laufzeitbasierte Java SE Universal Subscription-Modell umfasst die unternehmensweite Lizenzierung und den Support für Nutzung von Oracle Java auf Servern, Desktops sowie in der Cloud.
In 2018 hatte Oracle erstmals angekündigt, dass für den Support und die Nutzung von Updates und Security-Patches der Oracle Java Standard Edition (Java SE) ein Lizenzabonnement benötigt werde.
Das letzte kostenfreie Java Release SE 8u202 wurde kurz danach im Januar 2019 über das Oracle Technology Network Kunden zum Download bereitgestellt.
Damit die Installation von Updates und Patches nicht zu einem Lizenzverstoß führt, benötigen kommerzielle Nutzer seitdem ein kostenpflichtiges Oracle Lizenz-Abonnement oder müssen auf eine „OpenJDK“-basierende Alternative migrieren.
Nicht wenige Unternehmen sind bis dato keinen dieser beiden Wege gegangen und auf alten (kostenfreien) Java-Release geblieben.
Doch die Gefahr, ohne aktuelle Security-Patches das Einfalltor für Hacker, Trojaner und andere Bedrohungen aus dem Internet immer weiter zu öffnen, steigt mit jedem nicht eingespielten Critical Patch Update (CPU). Denn Java-Umgebungen und Anwendungen bleiben das Ziel vieler Cyberattacken.
Am 13.09.2021 schien es so, als ob sich das Abwarten für den Kreis der immer (noch) unentschlossenen Oracle Java-Anwender gelohnt hätte. Denn an diesem Tag kündigte Oracle das neue Java LTS-Release 17 an, welches wieder kostenfrei genutzt werden könne.
Eigens dafür hat Oracle mit den „No Fee Terms and Conditions“ (NFTC) neue Nutzungsbedingungen eingeführt. Nach dem Download von Oracle Java 17 LTS und Annahme der NFTC bekommt der Nutzer kostenfreie Updates bis September 2024. Danach muss er entweder das bekannte, kostenpflichtige Lizenzabonnement erwerben oder auf die nächste LTS-Version migrieren, um weiterhin kostenfreie Updates und Security-Patches zu bekommen.
Doch diese Änderungen in der Oracle Java-Lizenzpolitik scheinen offenbar nicht ausreichend viele, der bisher unentschlossenen Oracle Java Nutzer zum Handeln bzw. Umdenken zu bewegen zu haben.
Nicht zuletzt hat die seit 2019 stark zugenommene Verbreitung/Zulassung von OpenJDK-Alternativen als Laufzeitumgebung für Applikationen dazu geführt, dass die Migrationsrisiken für die Umstellung auf eine OpenSource Java-Lösung eines alternativen Anbieters stark gesunken sind.
Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der Anbieter AZUL. Ein Blick auf die AZUL-Referenzliste zeigt viele namhafte Unternehmen, die sich für diese Alternative zwischenzeitlich entschieden haben. Wer für die Migration und bei Nutzung von OpenJDK nicht auf professionellen (auch deutschsprachigen) Support verzichten kann oder will, bekommt hier eine Lösung zu attraktiven Konditionen.
Trotz dieser Veränderungen im Markt bleiben die Fragen bei Java-Nutzern und Entscheidern in Unternehmen weitgehend dieselben:
- Wann muss ich für die Nutzung von Java bezahlen?
- Welche Kosten werden auf mich zukommen?
- Welche Änderungen gibt es bezüglich der Java Support Roadmap?
- Welche alternativen Java Bezugsquellen gibt es?
- Was für Handlungsoptionen stehen mir zur Verfügung?
Wann muss ich für die Nutzung von Java bezahlen?
Bevor Sie als Java Nutzer beginnen ihre zukünftigen Oracle Java-Kosten zu kalkulieren, sollten Sie sich zunächst erkundigen welche Java-Version(en) sich bei Ihnen im Einsatz befinden und sie weiterhin benötigen. Java Lizenzen müssen Sie dann erwerben, wenn Sie Java in der Version 11 – 16 nutzen oder für Java 8 nicht auf Patches und Updates verzichten möchten. Außerdem ist der Kauf von Java Subscription erforderlich, wenn die kommerziellen Java Tools wie MSI Installer, Java Usage Tracker, Flight Recorder oder Mission Control verwendet werden oder deren Einsatz in Zukunft geplant ist.
Welche Kosten werden auf mich zukommen?
Um die Kosten durch den Abschluss eines Oracle Lizenzabonnements quantifizieren zu können, müssen Sie jetzt nur noch alle im Unternehmen tätigen MitarbeiterInnen (inkl. Teilzeitkräfte und Externe MitarbeiterInnen) ermitteln.
Danach genügt ein Blick in die „Oracle JAVA SE Universal Subscription“ Preisliste.
Die Preise für ein Oracle Java Lizenzabonnement beginnen ab 15$ pro Mitarbeiter/Monat. Abhängig vom Volumen und Laufzeit reduziert sich der Preis.
Tabelle 1: Oracle Java SE Universal Subscription |
|
Volumen |
Monatlicher Subscription Preis (pro Mitarbeiter) |
1-999 |
15 $ |
1.000-2.999 |
12 $ |
3.000-9.999 |
10.50 $ |
10.000-19.999 |
8.25 $ |
20.000-29.999 |
6.75 $ |
30.000-39.999 |
5.70 $ |
40.000-49.999 |
5.25 $ |
50.000+ |
Auf Anfrage |
Quelle: Oracle
Welche Änderungen gibt es bezüglich der Java Support Roadmap?
Der wahrscheinlich gravierendste Punkt in der Oracle Java Support Roadmap war die bereits im September 2017 mit Veröffentlichung von Java 9 eingeführte Unterscheidung zwischen „Long-Term-Support“ (LTS) und „Non“-LTS Releases. Eine Übersicht wie lange für die jeweiligen Versionen ein Support angeboten wird, veranschaulicht die folgende Tabelle.
Tabelle 2: Oracle Java SE Support-Roadmap |
||||
Release |
Veröffentlicht |
Premier Support |
Extended Support |
Sustaining Support |
7 (LTS) |
Juli 2011 | Julia 2019 | Julia 2022 | Unbegrenzt |
8 (LTS)** |
März 2014 |
März 2022 |
Dezember 2030 |
Unbegrenzt |
9 (non‑LTS) |
September 2017 |
März 2018 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
10 (non‑LTS) |
März 2018 |
September 2018 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
11 (LTS) |
September 2018 |
September 2023 |
September 2026 |
Unbegrenzt |
12 (non‑LTS) |
März 2019 |
September 2019 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
13 (non‑LTS) |
September 2019 |
März 2020 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
14 (non‑LTS) |
März 2020 |
September 2020 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
15 (non‑LTS) |
September 2020 |
März 2021 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
16 (non-LTS) |
März 2021 |
September 2021 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
17 (LTS) |
September 2021 |
September 2026 |
September 2029 |
Unbegrenzt |
18 (non-LTS)*** |
März 2022 |
September 2022 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
19 (non-LTS)*** |
September 2022 |
März 2023 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
20 (non-LTS)*** |
März 2023 |
September 2023 |
Nicht verfügbar |
Unbegrenzt |
21 (LTS)*** |
September 2023 |
September 2028 |
September 2031 |
Unbegrenzt |
Quelle: Oracle Java Support Roadmap
(https://www.oracle.com/technetwork/java/java-se-support-roadmap.html)
Welche alternativen Java Bezugsquellen gibt es?
Hat ein Unternehmen bereits Oracle Java im Einsatz, liegt es nahe im ersten Schritt zu prüfen, ob und wo es gegebenenfalls sinnvoll und machbar ist von Oracle Java SE auf Open JDK umzustellen.
Insbesondere Java-Entwickler könnten von einer solchen Umstellung doppelt profitieren. Ab Java 11 stehen diesen OpenSource-Nutzern bisher kostenpflichtige Features wie “Flight Recorder” oder “Mission Control” ohne Mehrkosten zur Verfügung und in Zeiten immer kürzerer Entwicklungszyklen bei Applikationen profitieren die Entwickler zusätzlich von den Innovationen der neuesten Java-Releases, die alle 6 Monate veröffentlicht werden.
Neben dem Marktführer Oracle, der mit seinem Oracle JDK einen kommerziellen Support mit Security Patches zur Verfügung stellt, gibt es weitere Anbieter wie beispielsweise IBM, AWS, AZUL, RedHat oder die Adoptum Workgroup, die jeweils ihre eigene „Java-Edition“ - basierend auf Open JDK – bereitstellen.
Eine beispielhafte Übersicht der alternativen JDK-Bezugsquellen ist in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Tabelle 3: Alternative JDK-Bezugsquellen |
|
Unternehmen |
Link |
AWS |
https://docs.aws.amazon.com/de_de/corretto/latest/corretto-8-ug/what-is-corretto-8.html |
Azul |
|
Adoptum Workgroup |
|
IBM |
|
Red Hat |
|
SAP |
Wer insbesondere in seinen Java-Laufzeitumgebungen auf kommerziellen Support hohen Wert legt, um beispielsweise Sicherheitslücken schnell und zuverlässig durch regelmäßige Patches zu schließen, der sollte entweder das gebührenpflichtige Oracle-Lizenzabonnement wählen oder prüfen, mit welchem Aufwand, Kosten und Risiken eine Migration auf eine Alternative möglich ist, bei dem ebenfalls Support in Anspruch genommen werden kann. Hier hilft unser kostenloses Whitepaper weiter.
Ein weiteres, wichtiges Entscheidungskriterium ist die zeitnahe Bereitstellung von Java Security-Patches. Wer hier auf Nummer sicher gehen will entscheidet sich für einen Anbieter wie bspw. AZUL, der mit einem SLA eine Bereitstellung vergleichbar mit dem Oracle Standard garantiert.
Welche Handlungsoptionen stehen mir zur Verfügung?
Aktuell lassen sich im Kern die folgenden vier Handlungsoptionen zusammenfassen:
- Bezug eines Lizenzabonnements von Oracle
- Upgrade auf Oracle Java Release 17
- Entfernen von Java aus allen Anwendungen
- Nutzung einer Open Source Alternative für Java
Bezug eines Lizenzabonnements von Oracle
Die einfachste und bequemste Variante für Unternehmen bleibt, die seit aktuell geltenden Oracle Java-Lizenzbedingungen zu akzeptieren.
Für Anwenderunternehmen sind somit keine Änderungen in der bestehenden Java-Umgebung erforderlich. Alle Installationen und Anwendungen können weiterlaufen wie bisher. Mit dieser Option stehen den Unternehmen weiterhin regelmäßige Security Patches zur Verfügung, um Sicherheitsrisiken zu vermeiden. Außerdem besteht weiterhin der Anspruch auf Oracle Support.
Doch dieser Weg hat aber seinen Preis und deswegen gilt es für jeden Nutzungsbereich gut abzuwägen, inwieweit dieser als angemessen erscheint.
Upgrade auf Oracle Java: Release 17
Will und kann man die Java-Umgebung im Unternehmen auf das neueste Oracle Java Release 17 aktualisieren, dann ist Oracle Java bis September 2024 kostenfrei nutzbar.
Es empfiehlt sich aber vorher eingehend zu prüfen, inwieweit das neueste Java-Release kompatibel ist mit den vorhandenen Anwendungen bzw. von deren Anbietern/Herstellern freigegeben ist bzw. wird. Außerdem sollte die IT-Abteilung im Unternehmen in der Lage sein, alle Java-Installationen spätestens mit Ablauf des kostenfreien Supports nach maximal 3 Jahren auf das neueste LTS-Release umzustellen.
Entfernen von Java aus allen Anwendungen
Unternehmen können auch versuchen auf Java in ihren Anwendungen zu verzichten.
Allerdings ist hierbei zu beachten, dass Java in einigen Fällen noch „alternativlos“ ist, wenn es gilt bestimmte Anwendungen zu nutzen. Die Entfernung von Java aus allen Anwendungen erfordert - sofern überhaupt möglich - einen meist hohen Aufwand. Zudem stellt sich die Frage, welche Sicherheitsrisiken eine Alternative mit sich bringt und ob diese unter dem Strich wirklich kostengünstiger ist.
Nutzung einer Open Source Variante
Wie bereits erwähnt, gibt es Alternativen zu Oracle Java SE. Ein wesentlicher Vorteil der Open Source Option liegt darin, dass sich dadurch Lizenzkosten einsparen lassen. Für kommerzielle Java-Anwendungen in Unternehmen empfiehlt sich meist die Wahl einer LTS Open Source Java-Alternative, für die der Anbieter auch einen professionellen, SLA-basierten Support gewährleisten kann.
Unternehmen mit besonders hohen Ansprüchen an die Performance bzw. Sicherheit ihrer Java-Anwendungen könnten durch den Wechsel auf eine OpenJDK-Lösung zusätzlich profitieren.
Wie geht es weiter?
Welche der vorgenannten Optionen die Richtige für das jeweilige Unternehmen ist, muss im Vorfeld eingehend analysiert werden und hängt immer von den individuellen Spezifika, Anforderungen und Möglichkeiten ab.
Was kann Logicalis für Sie tun?
Logicalis hat bereits unterschiedliche Unternehmen im Rahmen ihres Lizenzmanagements beraten. Damit sich Unternehmen auf die Änderungen vorbereiten können und gleichzeitig hohe Lizenzkosten zu vermeiden, rät Logicalis folgendes zu tun:
- Bestimmen Sie die Anzahl der Mitarbeiter und ggf. der Java-Nutzer (Clients) und Server, auf denen Java-basierte Anwendungen ausgeführt werden.
- Leiten Sie danach aus den Ergebnissen ab, wo überall Oracle Java zum Einsatz kommt.
- Gehen Sie dann nach der 80:20 Methode vor und bestimmen Sie für Ihr Unternehmen die wichtigsten Java-Anwendungen und ob diese eine Java-Lizenz inkl. Support mitbringen oder Sie als Unternehmen dafür verantwortlich sind.
Für die wichtigsten Anwendungen bestimmen Sie die empfohlenen/zugelassenen Java Alternativen (Oracle und OpenJDK), den Einsatzort (Desktop oder Server) sowie die Anzahl der erforderlichen Abonnements.
Als unabhängiges Systemhaus und Partner der marktführenden Java-Anbieter Oracle und AZUL bietet Logicalis unterschiedliche Lizenz-Management Services an. Zudem ist Logicalis langjähriger Qualified Oracle LMS Partner.
Logicalis unterstützt außerdem Unternehmen dabei die obigen Fragestellungen zu beantworten und berät Java-Anwender bei der Optimierung ihrer Lizenzkosten, der Einhaltung von Compliance-Anforderungen und sowie Optimierung / Absicherung der Systemumgebung vor Cyberangriffen.
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